veröffentlicht am 17.11.2023
Energieberater Alexander Schrammek von der Energieagentur Nordbayern GmbH stellte bei der Bürgerversammlung im VHS-Saal den Energienutzungsplan für die Stadt Naila vor, dessen Erstellung der Bau- und Grundstücksausschuss im vergangenen Jahr beschlossen hatte. „Es handelt sich um ein Zwischenergebnis“, betonte 1. Bürgermeister Frank Stumpf und auch, dass ein sehr umfangreicher Datenbestand vorliege. Als Leistungsbausteine nannte Schrammek die Energiebilanz Wärme und Strom, gebäudescharfes Wärmekataster, Potenzialanalyse Energieeinsparung und -erzeugung sowie die Schwerpunktprojekte PV-Anlage auf dem Stadtbauhof und Wärmenetz Frankenwaldstraße mit der Gegenüberstellung von Wärmeversorgungsvarianten in der Frankenwaldstraße mit Biomasse Wärmeversorgung (Hackschnitzel), Biomasse mit
Freiflächen-Solarthermie, Geothermie-Wärmepumpe, mit Geothermie-Wärmepumpe plus PV sowie mit Geothermie-Wärmepumpe plus PV mit Speicher. Bei der PV-Anlage auf dem Stadtbauhof mit 40 kWp mit E-Mobilität bei aktuell einem E-Fahrzeug, beleuchtete der Energieberater diese mit und ohne Stromspeicher. „Bei 92 Modulen ergibt sich eine PVGeneratorfläche von 192 Quadratmetern mit einer Leistung von 40 kWp“, informierte Schrammek und ergänzt, dass die PV jährlich knapp 40.000 kWh Strom erzeugen würde.
„Durch einen Batteriespeicher könne die Eigenstromnutzung des erzeugten PV-Stroms von 47 auf 52 Prozent steigen und das E-Fahrzeug mit 3.100 kWh direkt durch die PV-Anlage geladen werden, was 65 Prozent ergeben würde.“ Auch merkte Schrammek an, dass die jährlich 40.000 kWh deutlich mehr an Strom seien, wie der Bauhof verbrauche. „Der Autarkiegrad im Bauhof beträgt mit PV-Anlage 56 Prozent und steigt mit Stromspeicher auf 62 Prozent.“ Die Anlage würde sich ohne Stromspeicher nach 7,6 Jahren und mit Speicher nach 8,4 Jahren amortisieren. Das Untersuchungsgebiet Wärmenetz Frankenwaldstraße wird seit 2006 mit Hackschnitzel betrieben und umfasst eine Hauptleitung von 2,4 Kilometern. Für die Untersuchung sind 40 Prozent Wärmeabnehmer, ein Wärmebedarf von 1.860 Mwh/a, eine Wärmebelegungsdichte von 612 kWh pro laufenden Meter und eine Heizlast von circa einem MW angenommen worden. Dies ist berechnet worden mit Freiflächen-Thermieanlage, bei benötigtem Flächenbedarf von circa 3.000 Quadratmetern, Großwärmepumpen mit Erdsonden bei einem Sondenfeld bei gleicher Fläche, einer PVFreiflächenanlage mit Flächenbedarf von 2.500 Quadratmeter und PV-Freifläche mit Stromspeicher.
Untermauert hat der Energieberater die Varianten mit Investitionskosten wie auch verbrauchsgebundene Kosten. Vergleich die Wärmegestehungskosten. „Mit Solarthermie ist langfristig eine höhere Preisstabilität gewährleistet und auch ist der Hackschnitzelbedarf um zirka 25 Prozent geringer“, teilte Schrammek mit, der eingangs in das neue Klimaschutzgesetz blickte. „Ab 2026 soll das deutsche System in den geplanten europäischen Emissionshandels ETS 2 (Emissions Trading System) überführt werden, was dann für Gebäude und den Verkehr gilt.“ Beim Blick auf die tatsächlichen Auswirkungen auf Brennstoffpreise merkte Schrammek an, dass der CO²-Preis für Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen voraussichtlich zum 1. Januar 2024 auf 40 Euro pro Tonne steigen werde, 2025 der Preis bei 50 Euro die Tonne steigen soll, im Jahr darauf 65 Euro die Tonne.
Die Präsentation gibt einen Überblick über die Altersstruktur der Wohnflächen wie auch den Wärmebedarf für die Gebäude, unterteilt in Heizung und Warmwasser. 42 Prozent heizen mit Heizöl, 42 Prozent mit Erdgas, acht Prozent mit Biomasse dezentral und 5,4 Prozent mit Wärmeverbund/Nahwärme, nebst kleineren Prozentsätzen. Ein Wärme- und Sanierungskataster stellt die Wärmebedarfsdichte gegenüber. Auch die Energiebilanz Strom wird unter die Lupe genommen, wie auch die Endenergie- und Treibhausgas-Bilanz.
Schrammek betont, dass bei Belegung aller geeigneten Dachflächen mit PV-Anlagen die Stromerzeugung um das 7-fache gesteigert werden könne. Mit Blick auf Freiflächen-PV teilt er mit, dass Naila in der Förderkulisse für landwirtschaftlich benachteiligte Gebiete liege. „Eine Annahme Freiflächenpotenzial mit zwei Prozent vom Gemeindegebiet entspricht circa 74 Hektar, was 5,3 Prozent der Landwirtschaftsfläche entspricht“, listet Schrammek auf. Hinsichtlich Windenergie merkt der Referent an, dass durch die regionalen Planungsverbände die Windvorranggebiete ermittelt und festgelegt werden.
1. Bürgermeister Frank Stumpf betont, dass die städtische Hackschnitzelanlage ausgelastet sei und auch, dass die Kommune niemals flächendeckend Anlagen bauen und betreiben könne. „Es braucht Investoren und Betreiber.“ Auch unterstreicht der Bürgermeister, dass die Kommunen zwar ein zukunftsfähiges Energiemanagement erstellen, aber nicht für dessen Umsetzung verantwortlich seien.
Foto: Energieberater Alexander Schrammek von der Energieagentur Nordbayern GmbH.
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